Marktstudie der Hochschule Fresenius

Sinah Kaiser, Faina Patlut und Sübiha Ercan, Studenten der Hochschule Fresenius, haben in Zusammenarbeit mit PureSec die Marktentwicklung der AAL-Technologie (Ambient Assisted Living) untersucht. Zurückschauend auf die IFA 2017 hat sich gezeigt, dass diese Technologie in aller Munde, aber nicht auf allen Verkaufstischen ist.

Um eine Weiterentwicklung in diesem Bereich voran zu bringen, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die Entwicklung von AAL-Standards und marktreifen Produkten und Dienstleistungen in den letzten Jahren 125 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Allein 45 Millionen Euro wurden zur Förderung von 17 AAL-Projekten in den Bereichen „Intelligentes Haus“, „Monitoring/Notfall“ und „Pflege/Medizin“ eingesetzt.

Schon heute sind 22 Prozent aller Haushalte Seniorenhaushalte. Wirtschaftlich gesehen können 3 Milliarden Euro eingespart werden, wenn 10 Prozent der älteren Mitbürger/innen ein Jahr länger als bisher in der eigenen häuslichen Umgebung verbleiben können. Die Dynamik der Alterspyramide zeigt, dass in den nächsten Jahren noch deutlich höhere Kosten eingespart werden können.

Ein innovativer Ansatz zum altersgerechten Wohnen entstand schon 2012 in Kooperation der Joseph-Stiftung, der SOPHIA living network GmbH, dem Fertighaushersteller „SmartHouse“ und der Stadt Bamberg. Durch den Einsatz unterschiedlicher AAL-Produkten in einem normalen Wohnumfeld sollte herausgefunden werden, wie die Informations-Kommunikations-Technologie (ICT) helfen kann, ein unabhängiges Leben für ältere und/oder eingeschränkte Personen im eigenen Heim auf längere Zeit zu ermöglichen.

Eine dreijährige Langzeitstudie „I-stay@home“ wurde von Anfang 2013 bis Ende 2015 in mehreren europäischen Ländern (Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande) und in Zusammenarbeit mit den Universitäten EBZ Business School (Deutschland) und isen École d’Ingenieurs (Frankreich) durchgeführt. Die dabei verwendeten Produkte wurden in den speziell für die Studie erstellten Häusern „SmartHouse SOPHIA“ in Bamberg durch ein biologisches Lichtsystem und eine intelligente Klingelanlage mit Türöffnung auf Knopfdruck ergänzt.

Finanzielle Unterstützung kam von Seiten der European Regional Development Funding innerhalb des Programms INTERREG IVB.

Die Ergebnisse der Langzeitstudie waren sehr ermutigend und haben gezeigt, dass die Betroffenen sehr zufrieden (ca. 45%) oder zufrieden (ca. 49%) mit den Systemen waren. Betroffene und Anbieter von Geräten und Dienstleistungen betonten, dass diese Systeme keine menschlichen Zuwendungen und Unterstützungen ersetzen können, sie aber helfen, länger und zufriedener im eigenem Heim zu wohnen.

Zum derzeitigen Zeitpunkt, so der Rückblick, sind die Kosten für die Installation der Geräte recht hoch. Daher können Menschen mit geringem Einkommen sich diese nur selten leisten. Ein weiteres Manko war die Wartung der Geräte durch Pflegeeinrichtungen/Pflegedienste. Diese teilten die Sorge, dass sie nicht die Verantwortung für die Erhaltung der Systeme übernehmen können.

Trotz alledem werden diese Systeme in den kommenden Jahren immer häufiger nachgefragt. Private Investitionen im Bereich Ambient Assisted Living (AAL) werden von der KfW Bank bis zur einer Höhe von 50.000€ mit einem Zinssatz von 0,75% gefördert.
Die Pflegekassen sind noch reserviert, da die gesetzlichen und komplizierten Regelungen für die Kostenübernahme in diversen Sozialbüchern (SGBV, SGB XI) oder im Medizinproduktegesetz verankert sind.

Fazit:
Sicher ist, dass derzeitig mit der Alterung der Gesellschaft und dem derzeitigen Notstand in der Pflege neue Ansätze in der Versorgung von Menschen im eigenem Heim gefunden werden müssen.

Ute Schmidt, MSc International Pharmacoeconomics and Health Economics